Faktencheck zum Neubau der Taunushalle
Bei der Nordenstadter Ortsbeiratssitzung am 19. Mai 2021 kam es beim „Norschter“-Antrag zum Neubau der Taunushalle zu einer lebhaften Diskussion und sehr unterschiedlichen Darstellungen im Anschluss an die Sitzung. Mit nachfolgendem Faktencheck wollen wir alle Argumente nochmal genauer unter die Lupe nehmen:
Faktencheck Nr.1: Das Gebiet am Sportplatz sei aus klimatischen Gründen nicht bebaubar.
Fakt ist: In der aktuell gültigen Klima-Vorrangkarte ist an dieser Stelle keinerlei Einschränkung verzeichnet (die komplette Karte ist hier einzusehen).
Zwar hat der Nordenstadter Ortsvorsteher und Stadtverordnete Dr. Gerhard Uebersohn darauf hingewiesen, dass in Wiesbaden 2019 der Klimanotstand ausgerufen wurde, und daher jeglicher Hochbau auf Äckern „nicht ohne Weiteres“ möglich sei. Das müsste dann allerdings auch zum Beispiel auch für das Ostfeld gelten, für dessen Bebauung sich auch SPD und CDU ausgesprochen haben, wo es tatsächlich geschützte Klimazonen gibt.
Auch wurde gesagt, dass derzeit eine neue Klima-Vorrangkarte erarbeitet wird, und es „sein kann“, dass das Gebiet am Sportplatz als Kaltluftentstehungsgebiet eingestuft wird. Wir haben diesbezüglich bei der SEG nachgefragt, eine Antwort liegt aktuell noch nicht vor. Klar ist aber, dass wir das Projekt Taunushalle am Sportplatz nicht wegen einer solchen vagen Aussage aufgeben werden. Im Gegenteil: Es würde dafürsprechen, dass die von uns beantragte Prüfung endlich durchgeführt wird, leider wird sie vom Ortsbeirat blockiert.
Update vom 10. Juni 2021
In der Frage des alternativen Neubaus der Taunushalle am Sportplatz konnte eine weitere Frage geklärt werden: laut der aktuell gültigen Klimafunktionskarte besteht am Sportplatz Oppelner Straße kein besonderer Schutz.
Weitere Infos und Link zur Karte über folgenden Link:
https://norschter-news.de/fachgutachten-klima-mehrzweckhalle-am-sportplatz-nicht-ausgeschlossen/
Faktencheck Nr. 2: Die Prüfung der Norschter-Idee führt zur Verzögerung des Neubaus der Taunushalle
Fakt ist: Seit der Zustimmung des Ortsbeirates am 01. Juli 2020 ist nichts weiter passiert, auf unsere Nachfrage hin sagte der Wiesbadener Oberbürgermeister am 19. Mai 2021, dass eine diesbezügliche Sitzungsvorlage in Vorbereitung sei. Die damalige Bedingung des Ortsbeirates, dass die Gelder für den Bau der neuen Halle in den Doppelhaushalt 2022/2023 eingeplant werden, wurde nicht erfüllt. Stattdessen werden in den kommenden Haushalt lediglich die Gelder für die Planung der neuen Taunushalle eingesetzt, die Gelder für den Bau sollen dann in den Doppelhaushalt 2024/2025 beantragt werden. Der Bau beginnt also frühestens 2024! Wir sagen: in diesen drei Jahren wäre es sicherlich möglich, unsere Variante zu prüfen, bei Bedarf das Grundstück zu kaufen, und dann die Vorplanung auszuschreiben.
Faktencheck Nr. 3: Durch die Sporthalle am Ortsrand wäre der Schulsport nicht mehr möglich.
Fakt ist: Derzeit erhöht sich die Zahl der Klassen der Grundschule von drei pro Jahrgang (Klassen 2-4) auf vier pro Jahrgang (Klasse 1). Aufgrund des Zuzugs u.a. im Hainweg wird damit gerechnet, dass die Grundschule in einigen Jahren fünf Klassen pro Jahrgang haben wird. Per Gesetz soll jede Klasse zwei reguläre Sportstunden pro Woche haben und zusätzlich eine Bewegungsstunde pro Woche. Da die dritten Klassen Schwimmunterricht haben, sind es also fünf Klassen mal drei Jahrgänge mal zwei Sportstunden, also 30 reguläre Sportstunden pro Woche. Bei sechs Schulstunden pro Tag und fünf Tagen pro Woche könnte die Schulsporthalle also sogar bei fünf Klassen pro Jahrgang den regulären Sportunterricht fassen. Trotzdem findet bereits jetzt der Sportunterricht der vierten Klasse in der Taunushalle statt, es ist zu prüfen, ob dies erforderlich ist.
Die Bewegungsstunden finden derzeit, wie auch bei den meisten hessischen Grundschulen, nicht in der Sporthalle statt, sondern draußen oder in der Klasse statt. Zusätzliche Alternativen ließen sich zum Beispiel im Haus der Vereine finden.
Faktencheck Nr. 4:
Wir sind vor dem Oberbürgermeister eingeknickt, weil wir unseren Antrag zurückgezogen haben. Oder auch: Der Ortsbeirat hat gegen unseren Vorschlag votiert.
Fakt ist: Das Gegenteil ist der Fall! Wenn wir den Antrag nicht zurückgezogen hätten und er abgelehnt worden wäre, hätten wir ihn laut Geschäftsordnung der Wiesbadener Ortsbeiräte erst in drei Monaten erneut einbringen können. Wir wollen die Zeit bis zur Sommerpause nutzen, um die Argumente beider Seiten zu prüfen, vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance für eine größere Mehrzweckhalle. Solange wir die oben gestellten Fragen noch nicht abschließend beantwortet bekommen haben, werden wir weiter für eine größere, ausreichende Taunushalle kämpfen. Und für ein Bürgerzentrum mit ausreichend Platz für die Vereine, Erwachsenenbildung und auch die Schule.
Faktencheck Nr. 5: Die von der SEG geplante neue Halle reicht für die Nordenstadter Bedürfnisse aus.
Fakt ist: Die Taunushalle reicht schon jetzt nicht für den Bedarf der Vereine, auch der Bürgersaal ist durchgehend ausgebucht. Mannschaften der TuS trainieren teilweise in anderen Hallen im Stadtgebiet. Durch den Generationenwechsel im Ort und das Bevölkerungswachstum wird der Bedarf weiter steigen.
Wir wollen uns nicht nach 20 Jahren Warten mit einer ungenügenden Minimallösung zufriedengeben – insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Gemeindezentrum-Areal in der Ortsmitte zur Gegenfinanzierung verkauft werden soll. Wir fordern daher, dass der Magistrat und der Ortsbeirat die Planung einer bedarfsdeckenden Mehrzweckhalle unterstützt.
Die Nutzung der von der SEG geplanten neuen Taunushalle wird zukünftig Einschränkungen haben, da die Halle mit kleinerer Fläche geplant ist. Dies hat Auswirkungen auf die Kapazität für Veranstaltungen und die Funktionsräume für Vereine. Hier sollte eine Abfrage bei den Vereinen durchgeführt werden, welche aktuellen und zukünftigen Bedarfe an Sport-, Tagungs- und Lagerräumen es gibt.
Faktencheck Nr. 6: Die Vorplanungen berücksichtigen nur unzureichend die Auswirkungen auf den Verkehr.
Fakt ist: Rund um die heutigen Taunushalle stehen bereits knapp 90 Parkplätze für Besucher und Anwohner zur Verfügung. Das geplante Parkdeck spricht von 100-120 Parkplätzen. Ein mehrstöckiges Parkdeck verursacht mehr Lärm und Emissionen bei kaum zusätzlichem Gewinn an Parkraum im Vergleich zum jetzigen Parkplatz. Der Bedarf hingegen steigt durch neue Gebäude am Standort.
Faktencheck Nr. 7: Der Eigentümer der benötigten Grundstücke am Sportplatz seien nicht verkaufswillig.
Fakt ist: Wir haben mit dem Eigentümer gesprochen. Der Eigentümer hat seit vielen Jahren keine Gespräche zu dem Grundstück mit der Stadt geführt. Eine Prüfung wurde also offensichtlich nie ernsthaft vorgenommen. Zudem wird unterstellt, dass der Eigentümer vermutlich unrealistische Preisvorstellungen habe. Nach unseren Erkenntnissen ist dem Eigentümer bewusst, dass die Ackerfläche kein Bau- oder Bauerwartungsland ist und das die Preise für die Grundstücke sich im Rahmen der vorgegebenen Nutzung (Sporterweiterungsfläche) bewegen. Wir fordern den Magistrat dazu auf, umgehend Verhandlungen mit dem Eigentümer aufzunehmen, um alle Fragen eines möglichen Kaufs zu klären.